Newsletter SLÖ Graz November 2020. vom 24.November 2020

Bildung ist UNSER Thema           

In Sachen SLÖ Graz:

Liebe Mitglieder und Freunde des SLÖ-Graz!
Am 12.11.2020 wurde im Rahmen einer virtuellen Sitzung der Vorstand des Vereins neu gewählt. Die Mitgliederliste findet ihr auf unserer Homepage (http://sloegraz.at/seiten/personen.html).
Ich bedanke mich für das Vertrauen, das mir und den Vorstandsmitgliedern für das zukünftige Jahr entgegengebracht wurde. Unser Ziel ist es, eine starke Stimme für eine sozialdemokratische Bildung zu sein, die für ein öffentliches, frei zugängliches, inklusives Bildungssystem, das allen Kindern gleiche Chancen garantiert und bereits die Jüngsten individuell und bestmöglich fördert, steht.
Wir möchten eine Plattform für einen offenen Diskurs sein. Wir haben nun auch eine Homepage eingerichtet (http://sloe-graz.at), auf der wir uns und unsere Ideen darstellen. Auf Facebook werden wir weiterhin mit einer eigenen Seite vertreten sein, die eng mit der Homepage und deren Inhalten verknüpft werden soll. Der Newsletter bleibt als wichtiges Kommunikationsmedium erhalten. Weiterhin werden wir auf diesem Format Ideen und Kritiken formulieren, spannende Artikel verlinken, Bücher vorstellen, Veranstaltungen ankündigen und die PV - FSG zu Wort kommen lassen.
Für einen direkten Kontakt zum Vorstand haben wir eine eigene Emailadresse eingerichtet. Wir freuen uns über jeden Beitrag, jede Mithilfe und jeden Kommentar, da Bildung UNSER Thema ist.
Und nun gleich zur momentanen Situation in den Schulen, unserem Schwerpunktthema im kommenden Herbst und Winter.
Der zweite Lockdown – Ein Bericht aus der Schule
In den Medien wird heftig diskutiert, ob die Schulschließungen durch die Bundesregierung gerechtfertigt waren, oder ob es nicht eine andere Möglichkeit gegeben hätte, in der Schule mit der Pandemie umzugehen. Die Meinungen sind festgefahren und scheinen eher politisch motiviert, als logisch argumentiert. Die Leittragenden dieser Art des Diskurses sind die Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen. Der mangelnde und oftmals diffuse Informationsfluss macht Unterrichtsplanung und Betreuung für Lehrer*innen und Eltern nicht leichter. Ein Vorteil waren beim zweiten Lockdown im Herbst die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown, der um einiges chaotischer verlaufen ist. Die Bemühungen der Lehrer*innen kommen nun besser an, Abläufe sind schon bekannt und im Umgang mit digitalen Medien und neuen Kommunikationsformen sind viele Lehrer*innen, Schülerinnen und Eltern nun schon etwas kompetenter. Dies ist allein dem professionellen Handeln der Pädagog*innen an den Schulen geschuldet und nicht den Behörden, die in organisatorischem Chaos versinken.
Für manche Schulen lief der zweite Lockdown wie folgt ab:
Bereits am 3. November, als der Lockdown light begann, fragten viele Eltern: „Frau Direktorin, wie lange glauben Sie, haben die Schulen noch offen?“ und „Wenn die Schulen schließen, sagen Sie es bitter früher!“
Diese Fragen zeigten eine große Verunsicherung bei den Eltern, die durch den Mangel an Informationen hervorgerufen wurde. Auch wir Lehrer*innen erfuhren alles wieder aus einer Pressekonferenz. Über das Wochenende musste alles organisiert werden. Am Montag wurden allen Kindern die Vorgangsweise für die nächsten Wochen erklärt, jene die nicht kamen, wurden telefonisch verständigt. Einige Eltern hatten bereits Bedenken ihre Kinder noch einmal in die Schule zu schicken.
In vielen Klassen sind im Moment bis zu 50 Prozent der Schüler*innen in der Betreuung. Das heißt, die Lehrer*innen betreuen (= unterrichten) die Kinder am Vormittag und am Nachmittag unterstützen sie die Kinder, die zu Hause im sogenannten Distancelearning sind. Eine große Herausforderung, die die Kolleg*innen während der ersten Woche hervorragend gemeistert haben.
Für die Zeit nach dem Lockdown wollen wir, dass Schulen den Unterricht so einteilen und gestalten können, dass Klassen eine epidemiologische Einheit sind. So sollten wir Kinder, die einer Deutschförderklasse zugeordnet sind, im Klassenverband belassen. Es braucht eine Betreuungsstunde für jene Kinder, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, damit die Kinder nicht in andere Klassen müssen. Die Ressourcen der schulischen Tagesbetreuung müssten räumlich und personell aufgestockt werden.
Es tun sich aber noch weitere konkrete Fragen auf:
Wie sieht es mit dem Schutz für die Pädagog*innen aus? Stichwort Maskenchaos…
Was ist mit schwangeren Kolleg*innen? Sie werden nur bei „rot“ ins Distancelearning geschickt. Bei „orange“ sind sie dann sicher, oder wie ist das zu verstehen?
Was ist, wenn zu viele Kolleg*innen in Quarantäne oder selbst an Covid erkrankt sind? Wer wird dann am Standort eingesetzt?
Wer zahlt die privaten Internet- und Telefongebühren der Pädagog*innen?
Wie erreiche ich jene Kinder, die noch immer nicht (elektronisch) erreichbar sind? Wer zahlt den Internetanschluss der Eltern? Wer hilft ihnen beim Installieren von Geräten?
Wie informieren wir Eltern mehrsprachig?
Wie sieht die Leistungsbeurteilung konkret aus? Die Mitarbeit in die Beurteilung miteinzubeziehen, hat wenig mit Chancengerechtigkeit zu tun….
Wie wird die Herbstschulschließung evaluiert, um Lehren daraus ziehen zu können?

Aber - wir haben auch praxisorientierte Vorschläge, nicht nur Fragen!

Die Zeit nach dem Lockdown wird uns zeigen, was gut gelungen ist, und was noch verbesserungswürdig sein wird. Eine Evaluierung der Maßnahmen der Behörden, des Unterrichts und der Kommunikation wäre wichtig. Forciert werden sollte das eigenverantwortliche Arbeiten der Schüler*innen und der Einsatz von digitalen Medien – auf diesen positiven Lerneffekt sollten wir aufbauen!
Und was wir noch einfordern- Vertrauen in die Professionalität der Pädagog*innen an den Standorten!

Mag. Angela Kaltenböck-Luef, BEd
Mag. Bernhard Weninger

Sollte eine Schule eine interne Evaluation durchführen wollen, stellen wir Vorschläge für Fragen an die Pädagog*innen aus unserer „Evaluierungskiste“ bereit (wir haben auch Antworten aus dem Frühjahr erhoben, wenn das jemanden interessiert, bitte melden).
Wichtig erscheint auch, die Schüler*innen zu befragen, die vorhandenen Ergebnisse zeigen ein verstärktes Bewusstsein für Lernen und ein herzliches Vertrauen in die Professionalität und die Beziehung der Kinder zu IHREN Pädagog*innen.
Welche besonderen Aktionen mussten gesetzt werden, um die Kinder/Eltern zu erreichen?
Wie lange dauerte es, bis alle erfolgreich erreicht wurden?
Wie lange dauerte es, bis sich diese Art des Lernens eingespielt hat?
Wurden Kinder gar nicht erreicht?
Welches Feedback kam von den Kindern?
Welches Feedback kam von den Eltern?
Welche Methoden, Lernformen, didaktische Modelle, können in den „normalen“ Unterricht übernommen werden?
Welche Potentiale der Kinder wurden durch diese Didaktik- und Methodenänderungen sichtbar?
Wurden Vorgänge des konventionellen Unterrichts durch die Veränderung als nicht lernwirksam erkannt?
Wurden neue Inhalte erarbeitet und vermittelt, oder blieb es bei Wiederholungen und Festigung?
Wurde durch diese Form des Unterrichts noch individueller/personalisierter auf die Kinder eingegangen als dies bisher ohnedies schon stattgefunden hat und was kann in das „normale“ Unterrichtsgeschehen einbezogen werden?
Was war das Positive dieser Epoche?

Freundschaft
Bernhard Weninger
Vorsitzender

Übrigens:


„Leider sehe ich nicht besonders viele Anzeichen für einen Stilwechsel in der Politik. Jedes Sprachsystem ist immer ein Mittel des Ausdrucks, aber zugleich auch ein Mittel der Zensur. Paradoxerweise besteht Sprache immer aus jenen Dingen, die sie auszusprechen erlaubt, aber auch aus jenen, die sie auszusprechen und denken verbietet, die aber von anderen Sprachsystemen wiederum zugelassen werden. Aus meiner Sicht existieren die sozialen Klassen und die hierarchische Unterordnung und Überordnung von Menschen immer in zweifacher Weise: Einmal in der Realität und einmal in den Köpfen der Menschen. Selbst, wenn diese Klassen und Hierarchien einmal aufhören sollten, in Wirklichkeit zu existieren, dann würden sie dennoch wohl schnell wieder Wirklichkeit werden, weil die Menschen, in deren Köpfen sie weiter herumspuken, sie immer wieder in die Realität projizieren würden.“
(Pierre Bourdieu Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hrsg. Margareta Steinrücke, 2015)
Neues von der FSG - Personalvertretung:

ES REICHT!
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Aktionen und Termine:


Donnerstag 10.12.2020: 18:30 Reihe „Bildung ist UNSER Thema“:

Wie gehen wird mit der Krise um – offene virtuelle Podiumsdiskussion mit Lehrer*innen und Direktor*innen
Am Podium: Florian Gollowitsch, MA, BEd (Personalvertreter FSG), Dir.in Mag. Angela Kaltenböck-Luef, BEd (VS Schönau), SQM Mag. Wolfgang Schöffmann (angefragt), Dir.in MMag. Andrea Wagner (Praxis MS), Moderation: Wolfgang Schnelzer, MSc
Anmeldung per Email: sloe-graz-vorstand@sloe-graz.at – Der Zugangslink für Zoom wird zugesandt

Supportangebot: Wir bieten allen unseren Mitgliedern einen Support beimE-Learning an. Teams, Moodle, Pods, OneNote, … - dabei ist auch eine Einschulung oder Hilfe über einen Videochat möglich.
Bernhard Weninger: 0664 1640585 E-Mail: sloe-graz-vorstand@sloe-graz.at

 

Buchvorstellungen:

 

Lisz Hirn; Wer braucht Superhelden:

Von Herakles bis Batman, von Boris Johnson bis Donald Trump: Superhelden stehen hoch im Kurs, und die Erzählung über sie ist fester Bestandteil aller Kulturen. Für unsere verweichlichte Gesellschaft, die weder Unsicherheit noch Schmerzen aushält, gleichzeitig aber dem Selbstoptimierungswahn verfallen ist, scheinen sie besonders wichtig zu sein. Sollen sie uns doch aus dem Schlamassel retten, in das wir uns durch unser Komfortdenken und übertriebenes Sicherheitsbedürfnis hineingeritten haben. Ist der Superheld überhaupt noch ein taugliches Rollenmodel? Sogenannte "starke Männer" zeigen heute, wie es sicher nicht gehen wird. Aber Lisz Hirn weiß: In Zeiten, wo Ängste Hochkonjunktur haben, kann Philosophie konkret helfen. Um unsere Welt auch noch für unsere Kinder lebenswert zu machen, sollten wir uns zum Beispiel lieber auf jene geheime Superkraft verlassen, die wir alle besitzen: die Vernunft.
Molden Verlag in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG; 1. Edition (27. Februar 2020)

 

Die Schrift „Pädagogik der Autonomie“ erschien bereits 1996 zum ersten Mal unter dem Titel „Pedagogia da autonomia: sabres necassarios a practica educativa“ als letztes von ihm selbst veröffentlichtes Werk des Pädagogen Paule Freire. Er rückt die Schule, die Situation der Schüler*innen sowie der Pädagog*innen ins Zentrum. Konsequent verbindet der Autor Bildungstheorie, und Erziehungspraxis und Gesellschaftsutopie, um auf die für die Pädagog*innen notwendigen Kompetenzen hinzuweisen, die für eine kritische, reflektierende Lehr- und Lernpraxis benötigt werden. Leitend dafür ist die Vorstellung eines Zusammenlebens, das die Autonomie aller Menschen – verstanden als selbstbestimmtes Leben, frei von Unterdrückung- fördert. Das Buch bietet eine Perspektive auf Zusammenhänge für eine neue Sichtweise für die Bildungspraxis, nicht nur für politische Situationen in denen autoritäre oder totalitäre Politik herrscht. Es kann ein guter Tipp für eine Zeit sein in der durch Krisen die Autonomie von Personen und auch Schulen durch Institutionen vermehrt in Frage gestellt wird.
Paolo Freire, Pädagogik der Autonomie, VLG Waxmann

Markus Hengstschläger, Die Lösungsbegabung beschreibt die Innovationskraft von/der Menschen. Der Genetiker Markus Hengstschläger beschreib in seinem Werk „die Durchschnittsfalle“ bereits pädagogische Modelle für Innovation, Talentmanagement, Forschung, Politik und Maßnahmen für Lernen, um die aktuellen Herausforderungen kreativ und lösungsorientiert bewältigen zu können. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden in der vom Autor bekannten Rhetorik durch Beispiele verständlich geklärt. Eine Schrift gegen Pessimismus, Ängste aber auch gegen „blauäugigen“ Optimismus!
„Machen wir uns und unseren Kindern das Angebot, ERMÖGLICHER*INNEN zu werden durch ein mutiges, kooperatives, kreatives Sicheinbringen.“
(Zitat: M. Hengstschläger)
Martin Hengstschläger, Die Lösungsbegabung, VLG econWIN